Wie kündigt man Mitarbeitende fair?

25. Juli 2018

Diese Frage stellte mir gestern ein KMU-Chef.
Was ist fair?

Fair ist sicher nicht:
„Herr Meier, Sie sind gefeuert! Sofort! Packen Sie Ihre Sachen.“


Immer wieder staune ich als Personalerin, dass in deutschen Filmproduktionen die Situation des Kündigungsgesprächs, so dramatisch und unprofessionell, hart dargestellt wird.

Der böse Arbeitgeber, das bescheuerte HR und der arme Arbeitnehmer.

Dieses Klischee wird gerne bedient.
Was ist aber mit dem Personaler, der Personalerin in diesem Prozess?
Da kräht kein Hahn nach.
Um es salopp auszudrücken.

 

Kündigung ist Ausnahmesituation

 

Fakt ist, dass jede Kündigung seitens Arbeitgeber auch für die KMU-Personalerin/für den Personaler eine emotionale Ausnahmesituation darstellt. Jeder spricht von dieser besonderen Situation des Arbeitnehmers.
Das ist auch durchaus gerechtfertigt. Nur: was geht beim Personaler dabei ab? Diesem Thema möchte ich dem heutigen Blogartikel widmen.

 

geralt / Pixabay


Kündigung und der Prozess

Eine ordentliche Kündigung eines Arbeitnehmers geht immer ein Prozess voraus, den der betroffene Mitarbeiter selten mitbekommt. Hier finden bereits im Vorfeld einige Gespräche zwischen HR, GL und Vorgesetzten statt.

Kündigung und Vorbereitung

Wichtig und leider oft verkannt: Das Kündigungsgespräche führt der direkte Vorgesetzte. Das ist Führungsarbeit. Das darf und sollte nicht ans HR delegiert werden.
Bei dem Gespräch sollte das HR dabei sein. Dies um arbeits-, sozialversicherungsrechtliche Fragen zu klären, Auskünfte zum Austrittsprozess zu geben und den wertschätzenden Gespräche sicher zu stellen.
Das HR und der Vorgesetzte sprechen im Vorfeld Schritt für Schritt ab. D.h. die Gründe der Kündigung steuern auch den Prozess. Ich gehe davon aus das arbeitsrechtliche Fragestellungen immer im Voraus abgeklärt werden.

messersrach / Pixabay

Kündigung auf Freitag

An einem Freitag, auf dem Geburtstag, am Jubiläumstag oder kurz vor dem Urlaub spricht man keine Kündigung aus.

Das ist ein no go...das ist unanständig.

Und gib ihm nach dem Gespräch frei. Er soll danach die Chance haben nach Hause zu gehen, eventl. einen Anwalt auf zu suchen.
Ein ungestörter – nicht einsehbarer Raum muss gefunden. Nein – es darf nicht das Büro des Vorgesetzten oder des HRlers sein. Ein externer Raum.
Auch, wenn Managementbücher das Vorgesetztenbüro als ideal ansehen.
Ein unseriöser, schlampiger Trennungsprozess spricht sich in Windeseile herum. Das gibt enorme Imageprobleme. Die Produktivität und Motivation der bestehenden Mitarbeiter wird davon ebenso betroffen.
Kündigung ist kein Smalltalk
Der Vorgesetzte begrüsst kurz. Bitte: kein überflüssiger Small-Talk.
Der Vorgesetzte hat innert zwei Minuten zum Punkt zu kommen.
Wir Personaler nennen es auch die Pflastertechnik.
Nicht das Pflaster in kleinen Schritt abziehen, sondern kurz und schnell – aber klar.

D.h. „Herr Meier, das heutige Gespräch mit mir und dem HR hat einen klaren Grund. Wir kündigen Ihnen Ihr Arbeitsverhältnis per …. ….. .“

Kündigung mit Punkt.

Kündigung mit Pause.

Bitte nicht so Plaudersätze wie:
„Na wie geht’s der Frau? Den Kindern? Spielt ihr Kind noch Geige? Schön…dass wir das Projekt X doch noch…..“
Blablabla
Du schüttelst den Kopf?
Ja, das habe ich auch, als ich Vorgesetzte so erlebte.
Dieses langsam nach vorne tasten, scheint Sicherheit zu sugerieren. Für einen Moment.

Und bitte auch nicht:
„Wir haben uns überlegt, ob wir Ihre Stellen streichen sollen. Die Geschäfte laufen ja nicht mehr so gut und soeben haben wir eine grosse Investition gemacht.“

Das ist schwammig.
Das ist verwirrend.
Das ist unfair.

Das versteht kein Mensch, der sein Gehirn auf Stressmodus hat.
Und Stresshormone werden bereits ausgeschüttet, wenn das HR mit dem Vorgesetzten in einem externen Raum auf einen Mitarbeiter warten.
Innerlich geht bereits ein Film ab. Gefahr wird gewittert.

Die Führungskraft hat das Gespräch zu führen

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Die Reaktionen der Mitarbeitenden sind unterschiedlich.
Kündigungen und Mitarbeiterreaktionen
So z.B.
Der Wütende
Er wird laut, haut auf den Tisch, macht Vorwürfe und poltert. Er greift persönlich mit Worten an.
Er zeigt seinen Unmut deutlich.
Der Verhandler
Er versucht mit weniger Lohn anzubieten oder bietet sofort mehr Einsatz um die Situation noch zu verhandeln.
Der Unnahbare
Er zeigt keinerlei Gefühlsregung. Er unterschreibt wortlos und geht danach aus dem Raum.
Er stellt keinerlei Fragen.
Der Kritiker
Er diskutiert und diskutiert. Er stellt die Managementfehler in den Vordergrund. Er ist nicht bereit dies zu akzeptieren und kritisiert offen. Er verweigert die Unterschrift.

 

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Kündigung und Information

Das HR greift ins Geschehen ein, wenn dem Vorgesetzten das abgesprochene Szenarium aus dem Ruder läuft. Es unterstützt. Es schildert kurz den Prozess und gibt einen konkreten Anschlusstermin in den weiteren Themen besprochen werden.

Wie: Ferienbezug/Auszahlung Überstunden/Zwischenzeugnis/Übergabe Projekte etc.

Das HR spricht das Zweitwichtigste an: die Informationspolitik.

Je nach Firmenkultur und Unternehmen wird die Information vorgegeben oder dem Mitarbeitenden zur freien Wahl überlassen. Manche Firmen sprechen den genauen Wortlaut der Information ab. Beiderseitig wird versprochen sich daran zu halten. Dies erfolgt insbesondere bei Kündigungen, die aus schwerwiegenden Gründen vorgenommen werden.

Gerüchteküche ist durch klare Transparenz vermeidbar. Eine Sprachreglung auf beiden Seiten kann da nur Gutes bewirken.
Bitte beachte die Gedanken der Menschen sind frei. Du kannst nicht alles steuern.

Das Kündigungsgespräch geht allerhöchstens 20 Minuten und endet mit der Unterschrift unter der Kündigung. Sollte der Mitarbeiter diese verweigern, kann man ihm den Brief nachsenden. Wichtig ist hier das 4-Augenprinzip, welches die Übergabe bestätigen kann.
Je nach Mitarbeiterreaktion sollte das HR den Mitarbeiter nach Hause begleiten oder einen Angehörigen anrufen. Zu mindestens sollte das Angebot bestehen. Aufrichtig.

Gesprächsnachbereitung

Nachdem Gespräch wird festgehalten, was noch zu tun ist. Wie die Information nun weiterläuft.

Ja – auch diese unangenehme Arbeit gehört zum HR. Rosinenpicken ist nicht! Wichtig ist es dieses mitfühlend, wertschätzend, respektvoll und professionell durchzuführen.
Es ist wichtig sich hier in einer Rolle zu sehen und jegliche Anfeindungen nicht persönlich zu nehmen.

Kündigung und Weglaufen

Niemand wird Dir danken dafür, wie Du dieses Gespräch geführt hast.

Aber darum geht es ganz und gar nicht.

Schau, dass Du in dem Prozess nicht vor die Hunde gehst und mitleidest.
Mitfühlen ist völlig okay.

Als Anfängerin im HR habe ich Tränen mitvergossen und festgestellt, dass Mitarbeitende diese Situation schneller überbrückt haben wie ich selbst. Dann, wenn sie z.B. innert Tagen eine neue Herausforderung gefunden hatte.

Personalarbeit bedeutet auch diesen Prozess begleiten. Versuche Deine Funktion korrekt wahrzunehmen und schütze Dich selber.

Tipp:

sei in den folgenden Tagen sehr präsent. Verstecke Dich nicht und beantworte Fragen der Mitarbeiter nur gemäss der abgesprochenen Information.

Wenn Du mehr dazu erfahren willst: meinen HR-Info-Newsletter und eine Checkliste dazu erhältst Du gerne von mir persönlich zugesandt. Gehe dafür direkt auf: kontakt@dianarothcoaching.com. Mit dem Stichwort: Kündigung versehen, sende ich Dir beides gerne zu.

HRM ist mehr als eine Dienstleistung. HRM ist Kunst.
Daher bleib‘ Dir immer treu und verändere Dich mit dem DUALEN HR-Konzept©,

herzlich Diana

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