Wer Überstunden macht, arbeitet falsch

19. Dezember 2018

In allen Unternehmen in denen ich arbeitete, wurden die „Überstundenschrubber“ belächelt.

Ich hatte sogar einen Geschäftsleiter (Modebranche) der jedem, der es nicht hören wollte, sagte:

„Wer Überstunden hat, arbeitet falsch.“

In diesem Unternehmen gab es eine Abteilungsleiterin, die nicht nur 100 Tage Ferien ansparte, sondern auch 200 Überstunden in einem Jahr machte und es nur hin und wieder schaffte, die Überstunden abzubauen. Ferien machte sie auf Überstunden. Die Ferientage, die ja laut OR zu beziehen sind, wurden aufgespart.

Da gab es den Finanzleiter, der mit 4000 Überstunden in den vorzeitigen Ruhestand ging.

 

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Die Abteilungsleiterin war unverheiratet, kinderlos und ohne Partner. Arbeit war ihr Leben und ihre Leidenschaft. Sie gab täglich 1000 Prozent, wackelte noch mit der grössten Lungenentzündung ins Büro und ging meist zwischen 21.00 Uhr – und 22.00 Uhr nach Hause. Dabei startete sie gegen 07.00 Uhr.

Sie verachtete ihre Mitarbeitende, die ihren konzentrierten 9 to 5 Job machten und sich klar abgrenzten und am Wochenende nicht auf ihre Whatsapp-Meldungen reagierten.

Genau dieser Geschäftsleiter, der so laut deklarierte, Überstunden wären Unfug – sagte hier nichts.

 

FotografieLink / Pixabay

 

 

 

Er war der Nutzniesser. Denn sie erledigte seine Arbeit mit. Er gab ihr damit eine Machtstellung, die sie genoss. In vollen Zügen. Das war damals in der Modebranche. Selbstredend, dass die Mitarbeiterinnen sie kopierten. Hier hiess es jedoch: abbauen innerhalb von 2 Wochen, ansonsten verfällt die Zeit.

Eben: manche sind gleicher wie gleich.

Der Finanzleiter liebte es sich die Arbeit über 7 Tage einzuteilen. Er kam um 09.00 Uhr und ging gegen 20.00 Uhr. Samstag/Sonntag nach dem Frühstück kam er auch ins Büro. Und er stempelte ein. Erledigte seine private Post und:

er schrieb noch alles mit Hand vor.

Wunderschön lesbar, denn er hatte Sekretärinnen, die nur ausführten.

Seine Frau arbeitete selbst Vollzeit und war viel auf Reisen.

Er ging 10 Monate früher bei vollem Lohn in die Frühpension und liess seinen Überstunden so verrechnen. Den Rest zahlte man ihm aus.

 

 

 

 

 

mario0107 / Pixabay

 

 

Sein Stellvertreter hatte eine junge Familie und machte keine Überstunden, arbeitet konzentriert und sauber. Er erledigte korrekt seine Arbeit. War jedoch nach 17.00 Uhr nicht mehr für Engagements zu haben. Der Abteilungsleiter verspottete ihn, aber akzeptierte es irgendwie.

Auch das wurde vom Geschäftsleiter unterstützt. Denn er war der Nutzniesser. Denn schliesslich machte der Verwaltungsrat andauernd Druck. Und glaubt mir: in der Modebranche gilt vielerorts noch das Sprichwort: aussen hui – innen pfui.

Eben: manche sind gleicher wie gleich.

 

Erstaunlich fand ich dies: die Sekretärin des Marketingleiters hatte monatlich zwischen 40-60 Stunden plus, die sie im Folgemonat jeweils zur Hälfte wieder abbaute. Sie stöhnte immer über die enorme Arbeitsbelastung und Ende eines jeden Jahres liess sie sich bis zu 100 Überstunden auszahlen.

Als sie kündigte, kam eine ganz resolute, erfahrene Frau. Sie übernahm die gleichen Arbeiten und hatte von Anbeginn keine Überstunden und reduzierte den Beschäftigungsgrad auf 90 Prozent. Sie hatte eine fokussierte, konzentrierte Art des Arbeitens. Dabei gelang es ihr zu delegieren und nahm noch neue Aufgaben hinzu.

Das war für mich das Paradebeispiel, dass es auch anders ging.

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Auch ich arbeitete bei einer Firma zu 80 Prozent und hatte selten Überstunden, oft auch Minusstunden.

Ich stellte mehrmals den Antrag, den Beschäftigungsgrad zu reduzieren.

Ich sah den enormen Verschlankungsprozess in den HR-Arbeiten durch IT-Tools und durch die damals aufkommende Digitalisierung.

Die Firmenleitung lehnt es ab. Die Begründung lautet: wie wollen Deine Präsenz.

Meine Nachfolgerin wurde mit 100 Prozent eingestellt. Eben: Präsenz! Die Rekrutierung wurde einem Personalvermittler übergeben. Nach gut einem Jahr, kündigte sie mit sage und schreibe 140 Überstunden.

Auch das ist möglich.

Karoshi

Das japanische Wort für Überarbeitung bekommt nun eine ganz neue Bedeutung für mich.

 

ErikaWittlieb / Pixabay

 

Übrigens:

Die meisten Teilzeit-Führungskräfte sind Frauen: knapp 15 Prozent der Managerinnen, aber nur ca. 1,5 Prozent der Manager in Deutschland arbeiten unter 100 Prozent.

Ja und im Führungsbereich ist es auch schick längere Arbeitszeiten zu haben. Das ist ein Zeichen von Wichtigsein. Vor allem männliche Führungskräfte verbringen deutlich mehr Zeit im Büro als weibliche.

Dabei ist es noch wichtig zu wissen, dass zirka 70 Prozent der Partnerinnen von männlichen Vorgesetzten Teilzeit arbeiten oder gar nicht.

Wobei es bei den weiblichen Vorgesetzen anders aussieht. Sie haben mehrheitlich Vollzeit-Partner an ihrer Seite. Also: der Hauptteil der Familienarbeit wird über sie noch geleistet. Auch 2018!

 

 

 

 

kalhh / Pixabay

Tipp: kein Garant  - aber eine Idee, die ich in den letzten Jahren immer in Bewerbungsgsprächen walten liess. Einer meiner Bewerbungsfragen lautete immer:

„Wie viel Überstunden haben Sie in den letzten 6 Monaten gemacht?“

 

An der Antwort kann ich mehrere Fragen anknüpfen, die mir verstehen den Bewerber zu erkennen.

Gutes, faires HRM wird geschätzt, drum: bleib' Dir treu und verändere Dich.

Ganz herzlich, Diana

 

P.S. Nein zu Überstunden? Das geht so: https://dianarothcoaching.com/nein-so-nicht/

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