Loyalität ist voll altmodisch, oder?

11. April 2019

Vor kurzem telefonierte ich mit meiner Assistentin, dabei ging es um Loyalität und zwar die Loyalität von Mitarbeitern auch nach einer Übernahme.

Loyalität, die Basis

Aber zunächst sollten wir klären, was ich persönlich unter Loyalität verstehe: Für mich ist es die Basis eines jeden Unternehmen. Man vertraut darauf, dass der andere zuverlässig ist. In Bezug auf Mitarbeitern bedeutet es, dass Sie ihrem Arbeitgeber vertrauen und im Umkehrschluss auch einfordern, dass ein aufrichtiger und fairer Umgang gepflegt wird.

Werte - entscheidend

Man versteht sich und geht von denselben Werten aus und fühlt sich zueinander gehörig. Dies bedeutet, dass man umgekehrt davon ausgeht, dass der Arbeitgeber schon gut für einen sorgt.

Aber was passiert mit diesem Verhältnis bei einer Übernahme?

Mein Lebensgefährte arbeitet bei so einem Unternehmen. Seit der Unternehmensgründer es verkauft hat, wechselten die Eigentümer regelmäßig und man sah viele kommen und gehen. Alleine die häufigen Wechsel bringen natürlich immer wieder Unruhe und Unsicherheiten mit sich. Auch die Insolvenz stand schon häufiger vor der Tür. Aber dennoch, er hält tapfer durch und ist nach wie vor loyal. So Loyal, wie man es sich fast nicht vorstellen kann.

Ist durchhalten loyal?

Es gab mir lange Zeit Rätsel auf, aber ich kam nicht drauf. Bis zu dem Moment am Telefon mit meiner Assistentin. Denn die Loyalität, der er sich verpflichtet fühlt, sind die Kollegen, die teilweise wie er seit 20 Jahren dabei sind. Ein Phänomen, dass es nicht mehr so häufig gibt. Auch wenn ich das sehr bedauere.

Ein harter Kern bleibt 20 Jahre im Unternehmen und warum? Das wurde mir dann im Gespräch klar. Es ist der alte Inhaber, dem die Loyalität gilt. Er habe ihn damals eingestellt und ihm dann auch nach der Ausbildung in seiner Empfindung die Chance gegeben. Er hat es genutzt und ist heute noch dankbar dafür.

Loyalität bis zum Schluss

3 Jahre nachdem er begonnen hatte, ging es mit dem ersten Verkauf los. Und bis heute wirkt diese Bindung, die dazu führt, dass er immer vollen Einsatz bringt, egal was passiert. Die Verkäufe gingen nicht ohne Einbußen oder auch Veränderungen vonstatten, die ihn und seine Kollegen hart getroffen haben. Aber trotzdem steht er dazu.

Wenn er vom alten Inhaber spricht, glänzen seine Augen. Ich habe ihn selbst nie getroffen, aber er muss eine tolle Persönlichkeit gewesen sein. Denn ihm waren die Mitarbeiter wichtig. Er kannte sie noch mit Namen, hatte für jeden ein offenes Ohr.

Loyalität ein Phänomen?

Was mich nun bewegt mit diesem Artikel ist, dass ich dieses Phänomen auch von meinen Kunden her kenne. Bei den einen kippt die Stimmung nach der Übernahme, weil man sich “verraten” fühlt und bei den anderen ist man noch so verknüpft mit der alten Geschäftsführung, dass man sich massiv gegen Veränderungen wehrt.

Free-Photos / Pixabay

Sie können mir glauben, für uns war das damals nach der Übernahme auch ein harter Einschnitt, aber wir haben es dann letztendlich geschafft, im Rahmen der Möglichkeiten das Beste daraus zu machen.

Eine Beerdigung und mehr...

Bei meinen Kunden bekam ich schon anderes mit. Da wurde die Firma “zu Grabe getragen”, richtig mit Prozession in einem Sarg. Man hatte mir davon erzählt, ich war nicht persönlich dabei. Aber was ich mitbekam war, dass der ursprüngliche Inhaber sich nicht mehr unter seine Leute getraut hat, denn mit diesen zum Teil sehr heftigen Reaktionen hatte niemand gerechnet.

Aus dem Nichts getroffen

Wie kam es trotzdem dazu?

Die Mitarbeiter waren einfach enttäuscht. Es hat sie gefühlt aus dem Nichts getroffen und sie fühlten sich machtlos. Das Unternehmen für das sie viele Jahre gearbeitet hatte, war plötzlich nicht mehr das, auf das man sich immer verlassen konnte. Man fühlte sich im Stich gelassen und wusste erstmal nicht, wie man damit umgehen sollte.

Und dann gibt es andere Fälle, die bei denen die Loyalität weit reicht und man sich verpflichtet fühlt. Verpflichtet aufgrund der Vergangenheit und man vielleicht sogar etwas nostalgisch zurückblickt.

geralt / Pixabay

Ein Unternehmen wird durchgeschüttelt nach einer Übernahme, mal mehr mal weniger. Dass sich nichts ändert, halte ich schlicht für realitätsfremd oder nicht logisch. Denn mal ehrlich, wenn Sie ein Unternehmen kaufen, es Ihnen dann gehört, lassen Sie es dann einfach so wie es ist? Ich würde das nicht machen, denn natürlich hat man eigene Ideen und Vorstellungen, wie es zu laufen hat.

Das Erwachen aus der Loyalität

Und da kommt dann das “Erwachen”, denn einfach ist es in der ersten Zeit nicht. Gewohnte Strukturen und Abläufe verändern sich. Man fühlt sich nicht immer verstanden und gut aufgehoben.

AbsolutVision / Pixabay

Dazu kommt die Angst wie alles weiter bzw. ausgeht. Und natürlich die Gerüchteküche, die fast überkocht von allem, was man so hört…

Es ändert sich nichts!

Und der allseits beliebte Satz hält sich tapfer: Es ändert sich nichts. Oft höre ich in den Fluren der Kunden einzelne Gespräche genau darüber. “Man hätte uns einfach sagen sollen, dass sich was ändert. Aber so hatten wir uns das nicht vorgestellt.”

Ich habe mir angewöhnt, darauf zu antworten, wenn ich von Mitarbeitern des Kunden gefragt werde, dass es zumindest eins wird: nämlich anders.

geralt / Pixabay

Gerade in diesen Situationen ist es wichtig, ganz klar zu kommunizieren und das auch mal wenn man was nicht weiß. Denn es ist entgegen der weit verbreiteten Meinung keine Schande, mal etwas nicht zu wissen.

Loyalität und Mitarbeiterbefragungen

Oft gibt es in den Unternehmen dann Mitarbeiterbefragungen, um die Zufriedenheit der Mitarbeiter zu messen. Wenn daraus die richtigen Maßnahmen abgeleitet werden, sicherlich eine gute Idee!

Bess-Hamiti / Pixabay

Im Endeffekt ist es die Verantwortung jedes Einzelnen, eine Entscheidung für sich zu treffen. Nämlich die, ob man offen für die Veränderung ist, oder nicht. Beides ist vollkommen in Ordnung, wenn man klar kommuniziert.

Ich brauche RUHE

Denn um die Veränderungen zu meistern, braucht es irgendwann mal Ruhe, damit alles sacken kann und sich neue Routinen finden können. Und nach einiger Zeit ist das Neue vertraut geworden. Das Unternehmen ist nicht mehr das gleiche, aber das heißt nicht, dass man sich nicht wohlfühlen kann, wenn man dafür offen ist.

 

Diese Artikel wurde von meiner geschätzten Kollegein Judith Geiß verfasst. Sie selbst begleitet Firmen in der Übernahmephase von amerikanischen Firmen.

Mehr zu Judith Geiß ist hier zu finden: https://www.thebridge-online.com/

Ein you-tube-Video, welches ein Interview mit ihr und mir zeigt ist hier zu finden: 

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