wenn Personaler Brille tragen

27. Juni 2018

[vc_row][vc_column][vc_column_text]Ich schätze mal, dass zirka 20 000 ausgebildete Personaler in der Schweiz tätig sind.

Vielleicht ist es mehr…vielleicht weniger.

Ich habe noch keine gültige Statistik dazu gesehen. Statistiken sind gerne willkommen.
Jeder dieser Personaler hat eine eigene HR-Brille mit eigener Brillenstärke.

Der eine ist kurzsichtig und der andere ist weitsichtig.

Der eine hat sogar eine Sonnenbrille mit Korrektur.

Die meisten werden Lieblingsbrillen haben und diese haben dann schon den ein oder anderen Kratzer.

Dann gibt es die angematschten Brillen, die eigentlich schnell zu säubern sind, wenn man sich einen Moment Zeit nimmt.

Da gibt es die Personaler, die aus Eitelkeit keine Brille tragen, aber sehr schlecht sehen und einfach Mitarbeiter nicht grüssen, weil sie sie nicht sehen.

Mit Brille wäre das nicht passiert

sexuelle Belästigung am Arbeitsplatz

geralt / Pixabay

Ja und dann gibt es Personaler, die ganz ohne Brille sind, weil ihre Augen so verdammt gut sind, dass sie keine benötigen. Immer Klarsicht.

Und manche Personaler sehen nur mit dem Herzen wirklich gut – da ist die Brille nur ein Hilfsmittel.
Unsere Brille ist für unsere Wahrnehmung der Arbeitswelt (natürlich auch Privatwelt) zuständig.

Ich habe diese 5 Filter (als Metapher Brille) kennengelernt:

1.) Brille - Sinne

Der erste Filter sind unsere Sinnesorgane.
Da ist einmal der visuelle Kanal – also wenn wir nur mit den Augen sehen, wahrnehmen.
Ein Beispiel:
Wir nehmen als erstes visuell das Äussere eines Bewerbers wahr. Und, wenn wir überwiegend über diesen Kanal ticken, wird unser Ersturteil dadurch geprägt. Und wir alle urteilen…auch wenn wir es nicht wollen. D.h. wir sagen:“Das war jetzt eine Bewerberin die super professionell aufgetreten ist. Hast du gesehen wir gepflegt sie war und welche Designer-Unterlagen sie auf den Tisch legte?“

Aber vielleicht bist du eine auditive Personalerin.
Dann beurteilst Du den Bewerber stark über seinen Dialekt, Tonfall oder auch über das gesprochene Wort.
Ein Beispiel: Der Bewerber schreit die ganze Zeit und dazu in einem Dialekt, den Du nicht magst.
Ein erstes Urteil passiert.

Ach nein, Du bist eher die kinästhetische Personalerin. Du spürst die Bewerber. Du fühlst sie.

Das Beispiel dazu:
Ein Bewerber (Graphiker) hat Dir einen Händedruck bei der Begrüssung und Verabschiedung gegeben, der hatte es in sich. Im Bewerbungsgespräch gab er Dir ein Portfoliobuch in die Hand.

Dies schön gebundene Buch hatte dicke Seite..die Beschaffenheit des Papiers war hochwertig. Wenn Deine Hand darüber gleitet, fühlt es sich gut an.

Aber vielleicht bist Du auch eine Personalerin, die über den olfaktorischen Kanal mitgeprägt ist. Damit ist das Riechen angesprochen.

Das Aftershave des Bewerbers ist ätzend und Du bekommst während des ganzen Gesprächs den Duft nicht aus der Nase. Du bist bereits voreingenommen. (Wer so ein billiges Aftershave trägt, der ist bestimmt…)

Selten wirst Du als gustatorische Personalerin wirken können. Es sei denn Du stellst Köche ein, die ein Probekochen machen müssen …also vergessen wir diesen Kanal. Hierbei geht es ums Schmecken.

 

schwach

johnhain / Pixabay

2. Brille - Rucksack

Unser ganz persönlicher Rucksack ist ein weiterer Wahrnehmungsfilter

Ich meine hier

Deine HR-Vergangenheit
Deine Erfahrungen
Deine Erinnerungen

Beispiel:
Seit 10 Jahren arbeitest Du im HR und Du hast noch nie eine gute weibliche Vorgesetzte erlebt. Diese Frauen, habe Dir alle Probleme bereitet. Du hast hier Deine Meinung. Und jetzt? Jetzt wird Dein HR-Chef pensioniert und der neue Chef ist eine….FRAU.
Ui…kannst Du Dir vorstellen, dass Du nicht so neutral und wohlwollend an die Sache herangehst, als wäre es ein Mann?

Augenmuster

geralt / Pixabay

3. Brille  - Erwartungen

Glaubenssätze/Erwartung/Glaubenssystem/unsere Ängste/Vorlieben
Du hast einen Glaubenssatz, der heisst: “Morgenstund‘ hat Gold im Mund“ und nach dem Motto lebst Du.

So arbeitest Du. Es besteht in Deiner Firma die Gleitzeit. Mitarbeiter können von 06.00 – 09.00 Uhr starten.

Ein Lehrling nutzt jeweils die Gleitzeitmöglichkeit aus und kommt erst ganz knapp um 09.00 Uhr ins Büro.

Du bist bereits um 06.30 Uhr im Büro und geniesst die ruhige Zeit um vieles wegzuarbeiten.

Du verstehst die Haltung des jungen Mannes nicht. Du agierst gereizt auf ihn.

HR-Impuls:
Jedes HR-Erlebnis; HR-Glaubenssystem wird mit Deinem persönlichen Glaubenssatz abgeglichen. Du wertest danach. Du handelst danach. Unbewusst.

Alexas_Fotos / Pixabay

4. Brille  - momentanes Lebensgefühl

Momentum/primäres Lebensgefühl
Das ist das primäre Lebensgefühl – aber geprägt von dem wie wir uns gerade jetzt….ja jetzt im Hier und Heute fühlen.
Beispiel: Vor einem Bewerbungsgespräch hattest Du einen heftigen Zusammenstoss mit big boss gehabt? Die Kündigung eines Schlüsselmitarbeiters erhalten? Den Zug am Morgen verpasst? Deine HR-Mitarbeiterin sich erneut wegen Kopfschmerzen arbeitsunfähig gemeldet?
Passiert dir das, bevor Du ein Bewerbungsgespräch führst, wird das Gespräch von dem Lebensgefühl geprägt sein. Es kann sein, dass wir den ersten Bewerber ungeduldiger „angehen“ und anschliessend beurteilen.

HR-Impuls:

Jedes AHA-Erlebnis verändert Dein Denken und Handeln.
Was Du dazu tust ist wichtiger, als das was im Aussen passiert.
Egal – wie Du damit umgehst, dass prägt Deine Welt und Deine Erlebnisse.
Wir ergänzen immer anhand unserer Erfahrung.

 

Sparringpartner Personal

RyanMcGuire / Pixabay

 

 

 

5.) Brille - Grundtyp

Selektive Wahrnehmung gemäss unserer Grundausrichtung

Stell Dir vor, Du hast einen Bewerber im Bewerbungsgespräch, der einen hilflosen Eindruck macht. Seit 1,5 Jahren stellenlos. 55 Jahre, recht verunsichert, zeigt sich nervös und der Vorgesetzte nimmt ihn im Gespräch unnötig „hart“ ran. Relativ schnell wird Dir klar, dass er, also der Bewerber, nicht passt. Nicht zum Vorgesetzten, nicht zum Team und nicht zu den anstehenden Herausforderungen und das obwohl er das Anforderungsprofil gut erfüllt.
Aber der Vorgesetzte signalisiert Dir, dass er das Gespräch weiterführen will.

Grundlebensgefühl HR-Macherin:

Eine HR-Macherin und denkt vielleicht so: „ Wer fleissig ist und will, kann was im Leben erschaffen. Ich glaube seine Geschichten nicht. Immer ist es die Firma und der Chef. Er argumentier ja schon wie ein 9 to 5 Mitarbeiter. Wenn wir diesen Mann einstellen, werden sich die Probleme wie ein roter Faden durch die Anstellung ziehen. Ein typische dead-wood. Der motzt bestimmt nur über den Vorgesetzten und Überstunden! Gut so, dass der Vorgesetzte ihn jetzt fordert. Auch wenn er keinerlei Chancen hat, soll er merken, dass das Leben kein Ponyhof ist!“

Grundlebensgefühl HR-Verkäuferin:
Die HR-Verkäuferin denkt: „Oh je. Das werden ja 60 tolle Minuten. Der Bewerber hätte sich vielleicht ein wenig besser anziehen sollen können. Und weia…das geht ja gar nicht, der schweigt vor sich hin und der Vorgesetzte zieht ihm alle Würmer aus der Nase. Und Hobby: „Puzzlen“ im Lebenslauf. Gähn wie langweilig. Ich wette 100 Franken, dass das nix wird mit dem Vorgesetzten.“

Grundlebensgefühl Gutmenschpersonalerin:
Die Gutmenschpersonalerin denkt während des Gesprächs:“ Oh, dass ist jetzt einer, der eine Chance verdient hat. Der hat es nicht leicht gehabt. Viele blöde Zufälle und Ungerechtigkeiten haben ihn geprägt. Aber der Vorgesetzt ist ja ungeheuerlich und was stellt der für Fragen. Hat der keinen Anstand? Ich muss hier unbedingt eingreifen. Obwohl, wenn der in das bestehende Team kommt – dann ist er ein Mobbingopfer.“

Grundlebensgefühl HR-Analytikerin:
Die HR-Analytikerin denkt: „Der Bewerber Muster ist offensichtlich gesundheitlich angeschlagen und wird hohe Fehlzeiten haben. Aussdem wird er nächsten Monat 55 und wir haben höhere Pensionskassenbeiträge zu zahlen. Die Fragen des Vorgesetzten sind total unstrukturiert und er verliert unseren roten Faden. Das ist keine Interviewqualität. “

Jeder reagiert aufgrund seiner Filter. Seiner eigenen Interpretationen. Und vielleicht hast Du es schon mal gehört:
wir haben ca. 40 – 60000 Gedanken pro Tag, die uns durch den Kopf eilen.

Die Gedanken, die da durch Deine Gehirnwinde spurten, prägen natürlich auch Dein Handeln.

Oder glaubst Du, dass Du wie eine HR-Analytikerin denken kannst und wie ein Gutmenschpersonaler handeln wirst?

Wir reagieren aufgrund unserer Filter.

Aufgrund unserer eigene Interprationen.
Wir verhalten uns entsprechend.

Mitarbeiter sind nicht faul.

Mitarbeiter verhalten sich nur gerade faul.

Vorgesetzte sind nicht frech. Vorgesetzte verhalten sich vielleicht gerade in dem einen Punkt frech.
Personalerinnen sind nicht Verwalter. Sie halten sich vielleicht gerade in diesem HR-Prozess verwaltend.
Verstehst Du?

Wie kommst Du weg von diesen Filtern?

Verstehe: Filter gehören zu Dir. Verurteile nicht – aber nimm‘ Dir mal Zeit um zu reflektieren. Das sind übrigens die besten Personaler. Die sich Zeit zur Reflektion nehmen.

Mein Lehrer für Quantenphysik sagte mal zu mir:

„Ich schenke Dir meine Uhr“. Und legte sie mir auf den Schultisch. Ich nahm sie nicht an! Warum auch. Sie gefiel mir nicht und ausserdem. Was sollte das?

Und was ist, wenn jemand zu Dir sagt: “Du bist ein arroganter Personaler!“ Nimmst Du es an?
Nein…aha…du kannst also Neinsagen. Du kannst Geschenke ablehnen, also kannst Du auch Fremdaussagen ablehnen.

Frage Dich auch immer:
Wem gehört diese Aussage?
Der andere sieht einen Teil von sich in mir oder meinem derzeitigen handeln.
Wenn jemand zu Dir sagt, Du bist arrogant, hat dies viel mehr mit ihm zu tun – aber wenig mit Dir!

HR-Impuls:

Meine heutige Anregung ist: versuche Dich mal bewusst anzuschauen. Mit welcher Brille siehst Du die Arbeitswelt? Wo zeigt sich das? Was passiert Dir immer und immer wieder? Welches Brillentuch kannst Du erfolgreich einsetzen?
Bedenke: Deine Wahrnehmung hängt immer mit Dir und Deiner Welt zusammen. Deine Wahrnehmung ist nicht die Realität.

Herzlicher Gruss, Diana

P.S.

Ankündigung:

im Herbst 2018 findet ein Praxisworkshop u.a. zu diesem Thema in Basel live statt.

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Hier geht es um erfolgreiche HR-Strategien.

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Hier wird u.a. dieses Thema intensiv behandelt.
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