Vor einiger Zeit durfte ich für eine KMU in Zürich einen Geschäftsführer suchen.
Dies nicht als Head Hunterin sondern als Personalleiterin ad interim.
In der Schlussrunde waren zwei Bewerber.
Bewerber A
Einer, der nach allen Regeln der Kunst das perfekte Bewerbungsgespräch mit uns führte.
Ein perfektes Assessment ablegte.
Er beantwortete alle fachlichen Fragen ausgezeichnet und hatte langjährige Branchenerfahrung.
Er war aussergewöhnlich intelligent, hatte ein sehr ansprechendes, gepflegtes Aussehen und zeigte sich sympathisch ehrgeizig.
Sein Lebenslauf und seine Zeugnisse waren überdurchschnittlich gut.
Die Referenzauskünfte überschlugen sich des Lobes.
Bewerber B
Der andere Bewerber zeigte sich anfänglich unsicher im Bewerbungsgespräch und fiel durch sein Lispeln auf. Er war fachlich gut und hatte Branchenerfahrung. Das Assessmentergebnis zeigte deutliche Stärken und Schwächen auf.
Er trat als gestandener Mann auf, der zu seinen Schwächen stand. Er betonte immer wieder, dass ihm die Zusammenarbeit mit Mitarbeitenden sehr wichtig ist
Er hatte einen Zickzacklebenslauf und gute Zeugnisse.
Die Referenzauskünfte waren gut aber von subjektiven Bewertungen durchzogen.
Die Geschäftsleitung entschied sich nach langen Beratungen für Bewerber B.
Zusammen mit dem Verwaltungsrat sagten wir Kandidat A persönlich ab.
Wir begründeten unseren Entscheid nachdem wir die zahlreichen, überdurchschnittlichen Pluspunkte aufgezählt hatten, so:
„Herr Müller, Sie sind perfekt! Sie strahlen Perfektionismus aus. Dazu erwarten Sie auch das Ihre Mitarbeitende, Ihre Kunden auch vollkommen sind. Sie ärgern sich über viele kleine Dinge wie grammatikalische Fehler, geschmacklose Kleidung, nicht punktgenaue Einhaltung der Prozesse und anderes mehr. Absolut nachvollziehbar. Auch uns geht es in manchen Dingen so. Aber: dieser Perfektionismus passt nicht in unser Unternehmen zu den Menschen, die hier arbeiten.“
Herr Müller war sichtlich überrascht.
Aber er überraschte auch uns, erneut mit seiner Perfektion. Diesemal bei dieser Absage.
Denn er sagte in diesem Moment:
„Um ehrlich zu sein, höre ich das nicht zum ersten Mal. Aber ich will aus diesem Bewerbungsprozess lernen. Geben Sie mir einen Tipp, wie ich meine Schwächen hier überwinden kann?“
Der Verwaltungsrat, ein älterer erfahrener Herr, sagte:
Dann schaute mich der Verwaltungsrat an und bat mich um ein Statement:
„Herr Müller: sie waren der perfekteste Bewerber, den ich je interviewen durfte.
Ich komme aus Köln und da gibt es die Lebensweisheit:
“Leeve un leeve losse“
Diesen Spruch möchte ich Ihnen gerne ans Herz legen. Lassen Sie auch mal Fünfe gerade sein.
Um ein Beispiel zu nennen – und das ist nur eines.
Sie haben im Interview erzählt, wie Sie einem Kunden mehrfach höflich aber klar gesagt haben, dass er im Unrecht sei.
Mir hat es gefallen, dass Sie eine eigene Meinung haben.
Aber niemand – und vor allen Kunden - hören es gerne, dass sie im Unrecht sind. Ich wünsche Ihnen das Gespür zu wissen, wann man seine Meinung für sich behält und wann nicht.“
Herr Müller bedankte sich und hielt mit mir über Xing Kontakt. Jahre später begegnete ich ihm durch Zufall in der Stadt. Er hatte tatsächlich ausgelatschte Schuhe an, eine Sturmfrisur und eine herzerfrischende strahlende Frau an seiner Seite, die so ganz und gar nicht den perfekten Modelmassen entsprach.
Er erzählte mir, dass er nach einer Auszeit eine total unperfekte Stelle angenommen hat und er sich so wohl fühle wie noch nie.
Er schloss mit den Worten:
“Nur Nullen sind rund. Und ich lebe endlich mein Ecken!“
Dieses Feedback hat mir damals einen ordentlichen Motivationsschub gegeben.
Perfektion
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Dieser Artikel entstand aufgrund der Blogparade von Thomas Reining zum Thema Perfektionismus: https://www.gute-fuehrung-braucht-gespuer.de/gfg127-was-ist-fuer-sie-perfektion-oder-ein-perfekter-moment/
Ganz herzliche Grüsse, Diana
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Als HRM-Mentorin, Fachhochschuldozentin, HR-Kolumnistin, HR-Prüfungsexpertin, Buchautorin, HR-Podcasterin, Leiterin der HRM-Online-Akademie switzerland und Vortragsrednerin, gebe ich Dir mein Wissen und Erfahrungen in knackigem Tempo ab.
Die Positionierung von Personalverantwortliche (HR-Personen) ist mein Spezialgebiet.
Sie sind es, die die Arbeitswelt mitbewegen.
Immer noch liegt zu wenig Glitzer auf dem Boden der Arbeitswelt.
Ausserhalb dieses Blogs schreibe ich regelmässig für diverse Management-/Karriere-Magazine/Fachbücher/HRM-Podcast und leiste damit (m)einen dominosteinartigen Beitrag für eine bessere Arbeitswelt.
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