Mein Podcast-Kollege Christopher Funk (Betriebsfunk) hat mich in einer seiner letzten Podcastfolge auf die Idee gebracht zu diesem Thema ein Blogartikel zu erstellen.
Es geht um das Ghosting (daher: Gruss aus der Geisterwelt).
Noch nie gehört?
Ich bis zum 28.6.2019 auch nicht!
Eigentlich kommt dieses Wort aus der Beziehungswelt.
Also, wenn man den Kontakt zu jemand einfach abbricht.
Einfach verschwindet.
Noch nicht mal einen Gruss aus der Geisterwelt!
Ohne jegliche Erklärung, Begründung ohne Abschied.
Auf Nachrichten wird nicht reagiert.
Kein Anruf, kein Email, kein Nichts.
Nun zum HRM-Ghosting.
Ein Trend von Firmen ist es immer öfters, dass unterhalb der Stelleninserate so ein Satz steht wie:“
Wenn Sie innerhalb von 6 Wochen keinen Bescheid von uns erhalten, können wir Sie in das Bewerbungsverfahren nicht einbinden.
Ich selbst erlebte es auf meiner Suche nach einem Buchverlag. Hier schickte ich die wichtigsten Informationen an einen Verlag und erhielt ein Mail zurück.
Besten Dank für die Unterlagen. Sollten wir Sie nicht innert der nächsten 3 Monate kontaktieren, können Sie davon ausgehen, dass Ihr Skript nicht von Interesse ist.
Nun…wenigstens eine Antwort und das ist OK.
Javier-Rodriguez / Pixabay
Aber ich habe es selbst als Bewerberin noch 2017 erlebt, dass ich eine Bewerbung abschickte und nie und ich meine - nie- mehr etwas von dieser Firma gehört habe.
Damals wurden Bewerbungen noch mit der Post geschickt.
Als ich nach Monaten anrief, sagte man mir: die Stelle sei besetzt.
Und als ich die Unterlagen zurückforderte, fand man diese nicht.
Personalmarketing pur.
Ich thematisierte dies in der VIP-HR-Gruppe auf facebook.
Petra aus Bern schrieb mir:
Wir haben einen SachbearbeiterIn Finanzen gesucht. Zwei Gespräche mit Herrn X liefen gut. Als wir ihm ein Angebot unterbreiten wollten, war er wie vom Erdboden verschluckt. Ich rief unzählige Mal an. Ich schrieb ein Mail. Nichts kam. Schlussendlich stellten wir die Nummer 2 in unserer Auswahl an.
Otto aus Karlsruhe schrieb mir:
Wir erhielten super Unterlagen und luden die Bewerberin telefonisch ein. Wir bestätigten die Einladung per Email und auf dem Postweg.
Die Bewerberin kam nicht zum Termin und wir konnten sie nicht mehr erreichen.
Sandra aus Zürich schrieb mir:
Das erste Gespräch mit Herrn X verlief gut und wir luden ihn zu einem psychologischen Test ein. Er sagte weder zu noch ab. Er kam nicht und telefonisch konnten wir ihn nicht erreichen.
Beatrix aus Olten schrieb mir:
Der Bewerber X durchlief 3 Bewerbungsgespräche, 1 aufwändiges Assessment, 1 Präsenttaion bei der Geschäftsleitung. Wir sagten ihm zu. Er bestätigte dies mündlich. Der Arbeitsvertrag wurde ihm zugeschickt. Ich sagte allen anderen Bewerbern ab, und wir erhielten niemals den Arbeitsvertrag zurück.
Ich telefonierte ihn mehrfach. Ich schrieb ihm per Email. Per Post. Per Einschreiben und sogar per Whatsapp. Nichts passierte. Unsere Recherche auf dem Einwohnermeldeamt ergab, dass Herr X noch dort wohnte.
Ich fuhr sogar bei ihm vorbei. Als ich vor seiner Türe stand., läutete ich und auf der Gegensprechanlage meldete sich eine Frau. Als ich den Namen von der Firma sagte, brach das Gespräch ab und mir öffnete keiner. Ich war so sauer.
Absagen sind auf beiden Seiten unangenehm – sind unschön. Aber sie sind fair.
Wie kann uns Ghosting nicht mehr passieren?
Ich plädiere für eine Klarheit im Bewerbungsprozess und für eine Verbindlichkeit, die angesprochen wird.
Ich sehe den Personalverantwortlichen als Beziehungsmanager. Je enger und besser die Beziehung zum Bewerber ist, desto weniger passieren solche Sachen.
Ich behaupte: "Je transparenter ein Bewerbungsprozess, umso weniger kann es passieren!"
Und manchmal haben Prozessschritte, die für Dich glasklar sind, für den Bewerber ein Erklärungsbedürfnis.
D.h. auch sehr gut die Körpersprache beachten, wenn man solche Prozessschritte vorstellt.
Viele Bewerber haben Respekt vor einer Potentialanalyse, vor einem Assessment, vor einem Probetag - und können trotzdem sehr gut passen.
Es ist DEIN Job, dies zu erkenne und als "ungefährlich" zu erklären.
In einer meiner HR-Trainings darauf angesprochen, meldete sich eine Personalerin.
Sie sagte:
“Ich oute mich jetzt als Feigling! Auch ich habe das als junges Mädchen gemacht. Ich wurde in eine Firma eingeladen.
Das Gespräch war interessant. Aber mein Bauch sagte nein. Mein Eltern sagten ja. Dann wurde ich zu einem Assessment von 2 Tagen eingeladen. Das war mir zuviel. Ich war nicht bereit mich für diesen Job 2 Tage testen zu lassen.
Ausserdem hatte ich Angst. Angst vor dem Prozess. Vor dem Testergebnis. Vor der Absage. Vor dem Scheitern…und so dachte ich …ich stell‘ mich einfach tot!“
Das hat damals geklappt. Heute als Personalerin sehe ich die Sache natürlich anders.
Und übrigens: es ist immer noch eine Unsitte, dass auf Stelleninseraten kein Name von einem Menschen steht, mit dem ich in Kontakt treten kann. Was signalisiert das? Du bist eine Nummer? Oder wir wollen nicht zu viel Nähe?
Ich weiss, dass AIDA-Model ist mittlerweile umstritten.
Aber das letzte A-dieses Modells steht für Action.
Dies bezieht sich darauf, dass man einen echten Menschen angeben soll, der die Unterlagen vom Bewerber erhält.
Viele verstecken sich hinter dem Firmennamen oder der Personalabteilung. Aber persönliche Bindung geht anders…
Wie sind Deine Erfahrungen?
Herzlich Diana
P.S.
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