Storytelling als Führungsinstrument
Heute berichte ich aus einem HRM-Coaching.
Ein Coaching-Kunde, nennen wir ihn Peter, arbeitete seit 10 Jahren in einer KMU (90 Mitarbeitende). Seine Arbeit machte ihm Spass. Insbesondere die Projekte.
Er mag das Produkt.
Die Unternehmenskultur und insbesondere das Unternehmen.
Er ist ähm war rundherum happy.
Storytelling
Letztes Jahr wurde sein Vorgesetzter (Leiter Finanzen) pensioniert. Als Nachfolger kam ein junger, dynamischer Finanzler. Das Team war angetan von ihm, denn er zeigte sich anfänglich von seiner Schokoladenseite.
Er verteilte Lobeshymnen und erwirkte in kurzer Zeit gewisse Änderungen, die man gut fand.
Dazu hat er einen ausgezeichneten Ruf beim Verwaltungsrat, die er mit seiner stark extrovertierten Seite um den kleinen Finger wickelte.
Storytelling
Dann passierten jedoch immer wieder Ungereimtheiten.
Mitarbeiter wurden gegeneinander ausgespielt.
Mitarbeiter wurden vor anderen blossgestellt.
Der Vorgesetzte lästerte regelmässig mit einer Abteilung über die andere.
Er selbst war ein Strahlemann.
Mein Coachee hielt ihm lange Stange. Er wollte sich nicht an dem „Gehetze“ der anderen beteiligten.
Solange er seine Projekte durchführen konnte, war er happy.
Storytelling
Der Finanzler war kein Personaler.
Er hatte zwar an einer bekannten Universität in St. Gallen studiert – hier jedoch mit Fokus Finanzen.
Aber, er war ein grosses Talent – den er konnte überall mitreden. Im Marketing, im Verkauf, in der Logistik und selbstredend im HR.
Ein 1000sassa…und das ist ironisch gemeint.
Die monatliche grosse Teamsitzung eröffnete er stets mit zwei Bildern.
Das erste Bild zeigte ein grosses, aber altes Boot. Man sah einen Kapitän und einige Seeleute an Deck.
Kein grosses Schiff, kein schnelles – aber ein taugliches, robustes.
Wenn er dieses Bild auf seiner Powerpoint anklickte, sagte er immer diese Sätze:
„Schaut her, dieser Kahn ist kurz vorm Sinken. So habe ich hier mein Schiff übernommen. Ein marodes Team und ja…mein Vorgänger war nicht der Hellste – aber ich reisse das Steuer jetzt um.“
Dann machte er immer eine dramatische Pause und klickte auf die nächste Folie.
Ein grosses, stolzes, modernes Schiff wurde sichtbar. Er hatte mit viel Fingerspitzengefühl eine Fotomontage vorgenommen. Man erkannte tatsächlich, dass er am Steuer dieses Schiffes war.
Und er sagte:
“Und das ist meine Vision. Ein schnelles Schiff. Ein modernes Schiff. Ein Schiff mit dem ich Weltmeere erobern kann. Da wollen wir hin!“
Und dabei sah er jedem einzelnen verschwörerisch in die Augen und grinste sein breitestes Grinsen.
Storytelling
Beim ersten Mal fand mein Coachee dies noch lustig. Als sich diese Vorstellungen jedoch wöchentlich wiederholte, passierte es: mein Kunde liess sich auf die lästernden Gespräche des Teams ein.
Da raunte der Controller:
“Der hat sie doch nicht mehr alle! Wir sind eine kleine Branche und nicht das Weltmeer!“.
Da flüsterte die Sekretärin:
“Und wo bitte ist das Personal auf diesem Schiff?
Also wir – sind wir unter Deck und schuften damit der Herr mit weisse Jacke am Ruder steht?“
Und die langjährige Buchhalterin spottete laut:
“Eine Unverschämtheit . Unseren guten alten Chef so zu bezeichnen!“
Ja – und einige Tage später fand Peter in der Cafeterie eine gelesene Managerzeitung.
Hier wurde das storytelling als Führungsinstrument hochgejubelt.
Und auch die „Schiffsnummer“ wurde hier beschrieben. Allerdings wertschätzender und bodenständiger. Aber deutlich wieder zu erkennen.
Die Metapher erst der alte Kahn – dann ein grosses Schiff.
Mein Kunde kam niedergeschlagen zu mir und sagte:
- Hier werden wir als Team vorgeführt. Er liest etwas in einer Zeitung, setzt es nach seinem Gusto um - und fragt sich nicht was wir davon halten. Jeder respektvoller Input wird im ersten Keim erstickt.
- Wir sind ein Team. Wir arbeiten alle zusammen. Aber ihn dann mit wehendem Haaren am Steuer zu sehen, ist eine Farce, die mich verletzt.
- Dass er das Image seines Vorgängers regelmässig demontiert, ist jedoch der Gipfel. Ich mag nicht mehr!
Dies war ein kleiner Blick in ein HRM-Coaching.
Wir - also Peter und ich - arbeiten gemeinsam an einer Lösung, die für ihn möglich ist.
Nur so viel: das Thema: love it, leave it, change it or change yourself wird intensiv beleuchtet. Peter mag seine Arbeit sehr und er hängt an dem Team.
Mir steht es nicht zu das ganze zu beurteilen, denn ich höre ja nur Peters Seite.
Aber ich habe hier zwei Tipps, die mir am Herzen liegen:
1:)
Demontiert niemals das Bild Eures Vorgängers. Auch, wenn ihr es für notwendig befindet. Tut es nicht.
Macht es einfach besser.
Geht Euren Weg.
Aber lasst Euch nicht auf dieses Niveau herunter.
2.)
Seid mutig und hinterfragt. Anständig, respektvoll.
Nicht nur einmal. Nicht nur zweimal...sondern mindestens dreimal.
HRM gut, Geschäft gut.
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Bleib‘ Dir immer treu und verändere Dich,
Diana