Hobbypersonaler
In der Ausbildung zum Berufsbildner (Schweiz) durfte ich das Thema Rekrutierung von Lernenden mit den Teilnehmenden aus allen möglichen Branchen behandeln.
Da war die Autobranche, die Gesundheitsbranche, der öffentliche Dienst. KITA-Leiterinnen, Maurer, Maler, Coiffeuren und Logistiker.
Ein solcher Trainingstag ist spannend, da hier viele Missverständnisse aufgeklärt werden können.
Ich zitiere jetzt Teilnehmer und erlaube mir meine Meinung zu diesen Themen, welche auf meine 30jährige Erfahrung als Personalerin und HR-Expertin, Dozentin für angehende Personaler und vor allem als Personaler-Coach, basieren, hier nieder zu schreiben.
Zitat 1:
„Meine Chefin ist Augenärztin und sie macht die Rekrutierung von Lernenden (AZUBIs) alleine. Absagen nach dem Schnuppern mit Bewerbungsgespräch (Probearbeiten) macht sie nur schriftlich. Es fehlt ihr einfach die Zeit um so etwas noch telefonisch zu machen. Außerdem sind es ja Lehrlinge, da macht man das ja so!“
Meine Haltung zu diesen Hobbypersonalern:
Nein – macht man mich so! Egal ob Lehrling, oder Herr Generaldirektor: nach einem Gespräch wird mündlich abgesagt. Das ist Anstand. Das hat mit Respekt zu tun. Jeder Bewerber ist ein Mensch, demwir auf Augenhöhe begegnen. Was ist das für ein Gutsherrngetue, was sich manche hier herausnehmen.
Ok – zu wenig Zeit. Ja…tatsächlich: wir alle haben nur 24 Stunden am Tag Zeit. Das ist wohl einer der gerechtesten Dinge auf dem Planeten.
Manche haben in der Zeit mehr – und manche weniger zu tun.
Das liegt an Deinem eigenen Verständnis, welche Gewichtung Du Dingen gibst.
Wenn Dir etwas wirklich wichtig ist, bekommst Du es immer hier.
Wenn also ein Lernender sich vorgestellt hat und ein 0815 Schreiben bekommt, sagt das mehr über Dich und Deine Firma aus, als über den Lernenden.
Zitat 2:
„Warum sollte ich dem Lernenden vorab die „Goodie-Liste“ zu unserem Unternehmen geben. Dann habe ich ja gar nicht mehr zu erzählen!“
Meine Haltung zu diesen Hobbypersonalern:
„Ja – dann lass‘ Dir was einfallen!
Es sind die Hobbypersonaler, die jedem Bewerber in einem Bewerbungsgespräch 15 Minuten die Entstehung, die Produkte, die Arbeitszeiten, die Ferientage, das Organigramm, die Versicherungsgoodies vorbeten.
Sie sind froh, dass sie was zu erzählen haben - als diese wertvolle Zeit für einen echten Dialog zu nutzen.
Hey – nutzt doch das Gespräch um mit dem Bewerber ins Gespräch zu kommen. Was spricht dagegen eine Liste abzugeben, damit der Bewerber schon vorher Bescheid weiss und viele Fragen beantwortet bekommt.
Ja – ich höre die Unkenrufe: “Das kann ich dann erfahren, sonst bewirbt er sich bei uns nur wegen der Goodies!“
Meine Haltung: „Er bewirbt sich auch wegen der Goodies – und nicht wegen der…“ Moderne Unternehmen dürfen sich zeigen. Vorab. Ein Bewerber muss keine tiefe Dankbarkeit entwickeln, das er ins Gespräch geladen wird.
Ein Bewerber soll gross ins Gespräch rein gehen und noch grösser raus kommen. Und für alle diejenigen, die in Branchen arbeiten, in denen es noch anders zugeht und das alles möglich ist, denen sage ich hier: „Verlasst Euch bitte nicht auf den Status Quo.
Was jetzt gilt, kann morgen schon überholt sein. Und es bleibt dabei, die Firmen mit der besten Kultur, werden langfristig mit dem „hausgemachten Fachkräftemangel“ weniger zu tun haben, als diese, die diese Gutsherrnmanier an den Tag legen.
Als mein Vater noch vor 50 Jahren ein Transportunternehmen hatte, war das vielleicht noch so. Aber auch er erkannte, nur mit einem anständigen Menschenbild, kann man Mitarbeitende halten, die auch in strengen Zeiten zur Stelle sind. Personalbindung geht vor Personalfindung. Meine Haltung zu der ich stehe.
Zitat 3:
„Ich schaue nur aufs Motivationsschreiben der Schüler! Das ist für mich wesentlich.“
Meine Haltung zu diesem Zitat eines Hobbypersonalers:
Kannst Du machen – aber bitte: beachte, das gefühlte 8 von 10 Bewerbungen (eigene Statistik aus 30 Jahren) von AZUBIs durch die Lehrerhand oder Elternhand gegangen ist. Folgendes habe ich beobachtet:
Da erhalte ich Bewerbungen die tupfgenau gleich sind. Da wurde etwas in der Schule gepredigt und das wurde dann von allen gleich umgesetzt. Engagierte Lehrer holen sich Praxisleute für dieses Thema rein. Manche Lehrer lese sich viel an und sind teilweise seit 30 Jahren bei der gleichen Schule und haben selbst nur höchstens 5 Bewerbungsgespräche und dies nur bei dem Arbeitgeber Schule (und hier ticken die Uhren nochmals anders) erlebt. Damit man mich hier richtig versteht. Meine beste Freundin ist Lehrerin und ich ziehe den Hut vor dieser Arbeit.
Selbst die Motivationsschreiben unterscheiden sich Minimal. Es wirkt austauschbar.
Dann sehe ich immer wieder Redewendungen und alte Formulierungen in sogenannten Motivationsschreiben, die nie ein junger Mensch in den Mund nehmen würde geschweige denn schon mal gehört hat. Hier weiss ich sofort, da ist Mami im Hintergrund.
Und ich gebe zu: auch ich habe das bei meinen Töchtern gemacht.
Und auch so erlebten sie folgendes: aufgrund der guten Noten und der guten Bewerbung erhielten sie eine Einladung. Einer der ersten Fragen von Profis ist: hast Du dieses Schreiben alleine gemacht? Wie viel Anteil hast Du an diesem Schreiben? Du schreibst: Teamfähigkeit und hohe Flexibilität zeichnen Dich aus – wie meinst Du das?
Autsch – auf solche Fragen sind die wenigsten jungen Menschen vorbereitet oder haben die Schlagfertigkeit sofort zu reagieren.
Hobbypersonaler aufgepasst:
In den nächsten Wochen, werde ich öfters Zitate meiner Kursteilnehmer nehmen um mir meine Haltung zu deklarieren.
Du bist anderer Meinung! Gut so – das Leben ist bunt. Es gibt viele Sichtweisen. Und das ist meine, basierend aus mehr als 1500 Anstellungen von AZUBIs.
Wenn Du etwas lernen willst, so frage bitte keinen Gelehrten, sondern einen Erfahrenen. Also die Personaler, die das täglich machen, die es gelernt haben und die verschiedene Branchen durchwandert haben.
Wie im Wettkampf, gewinnt niemals der das ganze Theoriewissen gebündelt hat, sondern immer der, der Theorie und Praxis bezogen auf seine Branche selbstreflektierend mit Motivation einschätzt.
Und genauso ist es beim Personaler. Ich behaupte: 80 % passiert auf emotional-psychologischer Ebene und nur 20% auf faktischer Ebene.
Wenn Du jetzt sagst: ich habe keine Lust 30 Jahre Erfahrung zu machen, so kann ich das verstehen. Es gibt gewisse Abkürzungen – aber dazu braucht es viel Liebe zum Beruf (DUALE HR-KONZEPT).
Es hilft nichts nur reine HR-Interviewtechniken zu lernen, sondern es mit verschiedenen Branchen in verschiedenen Firmen mit verschiedenen Kulturen umzusetzen.
Wie oft sagen mir angehende Personalfachleute: „Ich weiss inhaltlich so viel mehr als der oder die – warum ist sie dann trotzdem als Personaler anerkannter/erfolgreicher?
Weisst Du mit dem reinen Theorie-Wissen ist es manchmal so, als würdest Du gegen einen Strom schwimmen.
Du mühst Dich ab.
Du paddelst.
Ja – Du kommst vorwärts …und dann ist wieder die Sogkraft, die Dich zurückzieht.
Ja – Du machst viel.
Wie weit bist Du damit gekommen?
Im HR geht es darum: die richtigen Dinge richtig zu machen.
Meine wichtigste Entdeckung der letzten 30 HR-Jahre war, dass gute, anerkannte und souveräne Personaler unbewusst oder sogar sehr bewusst, ein Konzept nutzen.
Ich habe dieses Konzept das DUALE HR-Konzept getauft.
Dieses gebe ich intensiv in meinem Jahresprogramm weiter.
Hier der Link zur Warteliste: https://dianarothcoaching.com/hr-jahresprogramm-warteseite2/
Durch Deinen Eintrag hier wirst Du frühzeitig informiert, wie Du das DUALE HR-Konzept wirksam und leicht in Deinen HR-Alltag einsetzen kannst.
Ich freue mich auf Dich und auf Deine Fragen dazu.
Bleib ‘Dir immer treu und verändere Dich,
Diana
Hier: https://dianarothcoaching.com/hr-jahresprogramm-warteseite2/