Generationenmanagement aus der Sicht einer KMU/HRM-Brille.
Seit 30 Jahren höre resp. lese ich immer wieder, dass die älteren Mitarbeiter wieder sehr gefragt sind. Dass die demographische Entwicklung dies bereits heute deutlich aufzeigt.
Ich lese Schlagzeilen wie: „in nicht zu unterschätzendes Fachkräftepotenzial liegt in der Weiterbeschäftigung von älteren Mitarbeitenden nach Erreichen des Rentenalters.“
Oder gar „Unternehmen denken endlich um - Karrieredurchbruch mit 50Plus“.
Den älteren Mitarbeitenden werden frühzeitige Pensionierungen angeboten. Der Abgang wird versüsst um Platz für die Jungen zu machen. Die Pensionskassen (hier: Schweiz) flüstern uns Personalern verschwörend zu: „Rekrutiere Junge!“
In erst wenigen Unternehmen wird alles getan um die ü50 langfristig zu halten. In meinem Unterricht (Thema HRM) erlebe ich immer wieder Meinungen der jungen Studenten zu dem Generationenmix.
Sie sind einhellig der Meinung: „Ja, schon. Denn ältere Mitarbeitenden haben Erfahrungen, Menschenkenntnis und gute Überblickkompetenzen….“
und nach diesem wohlwollenden Lob folgt das grosse ABER.
Und dann folgen unzählige Aufzählungen. Letztens meinte eine Studentin der Betriebsökonomie zu mir: „ die ü50 sind zu wenig veränderungsbereit; sie sind zu umständlich bei den technischen Hilfsmitteln; sie wollen nicht dazu lernen und sie sind einfach nur langsam!“
an dieser Stelle möchte ich für die aufmerksamen Leser bemerken, dass ich mich bei solchen Äusserungen durchaus betroffen fühle. Schliesslich habe ich meinen 50 Geburtstag vor drei Jahren gefeiert.
Recht hat diese Studentin....
zumindest teilweise und dies bezogen auf meine Person.
Auch ich schreie nicht „Hurra!“, wenn wieder eine neue Software eingeführt; das Büro umgezogen oder eine Reorganisation angekündigt wird.
Auch wenn ich alles schon zigmal erlebt habe und weiss, das regelt sich wieder.
Widerstand gegen Änderungen meldet sich bei mir immer als erster Reflex…auch wenn ich es besser weiss. Wunderbar, dass dies bei den jüngeren Mitarbeitenden wohl nicht so der Fall ist. Das Privileg der Jugend...und wenn ich so recht überlege, war ich diesbezüglich früher anders.
Ist es meine subjektive Wahrnehmung oder ist es eine Scheinrealität? Tatsächlich beobachte ich, dass der vielgelobte Generationenmix noch im Ungleichgewicht ist resp. selten gelebt und gefördert wird. Zufallszusammensetzungen...ja das kenne ich...da wird dann beste draus gemacht.
Jede Altersgruppe hat verschiedenartig ausgeprägte Kompetenzen und das sollte der Bestandteil einer gesunden Mischung sein. Ein neues Forschungsergebnis soll angeblich aufgezeigt haben, dass altersgemischte Teams nicht unbedingt leistungsstärker sind als die altershomogenen Teams.
Die Führungskraft hat auch hier eine Schlüsselrolle, denn sie ist Vorbild für ihr Team. Gerade die jüngeren Mitarbeitenden orientieren sich an der Haltung des Chefs. Auch wenn das gesprochene Wort der Vorgesetzen wohlwollend klingt, so spricht auch hier oftmals die Körpersprache eine andere Sprache. Das wird bemerkt, registriert, interpretiert und auch nachgeahmt.
Es ist ein unschönes Ping Pong Spiel. Schubladisieren und demotivieren liegt hier ganz nah beieinander.
Ältere Mitarbeitenden wünschen sich mehr echte Wertschätzung/Respekt.
Ich erinnere mich an eine 30jährige Führungskraft mit einem altersgemischten Team mit Altersunterschieden bis zu 25 Jahren. Weiter gehörten zwei Frauen im Teilzeitbereich dazu, die gerade Mütter geworden waren.
Als neuer, junger Chef startete er mit einem Workshop zu dem Thema "wie arbeiten wir trotz unserer Altersunterschiede erfolgreich zusammen?"
Die unterschiedlichen Haltungen, Erfahrungen und Kompetenzen eines jeden Mitarbeitenden wurden offen dargelegt. Altersdiskriminierende Themen oder Äusserungen wurden vom Vorgesetzten sofort und unmissverständlich missbilligt. Er machte seine wertneutrale aber doch fordernde Haltung klar.
Die biologischen und psychomentalen Veränderungsprozesse der verschiedenen Lebensphasen wurden bei den verschiedenen Geschlechtern wie auch Altersklassen visualisiert und dargelegt.
Die Vorteile einer jeden Phase wurden unterstrichen. Verständnis wurde geschaffen. Es wurde erkannt, dass Mitarbeitende in ihren verschiedenen Lebensphasen unterschiedliche Leistungsformen abrufen können.
Die älteren Mitarbeitenden in DIESEM Team sind leistungsfähig – und haben einen überlegten Arbeitsstil. Sie haben eine differenzierte Vorgehensweise neue Themen anzugehen und handeln überlegt und erfahren. Sie verhandeln und argumentierten geschickt und diplomatisch. Sie behalten den Überblick.
Die jungen Mitarbeitenden in DIESEM Team sind leistungsfähig und haben eine höhere Veränderungsbereitschaft; sie sind technikaffiner; schneller im Umgang mit der Informatik und zeigen einen hohen Aktionismus mit grosser Innovationsfreude.
Dazu kamen noch die Stärken der weiblichen Teilzeitkräfte DIESES Teams, die wunderbares Organisations- und Koordinationstalent, ausgleichende Fähigkeiten und vor allem konzentrierte Leistungsbereitschaft mit einbrachten.
Eine tolle Mischung, die zu einem Erfolgsteam unter Führung des klugen, jungen Vorgesetzen wurden.
Auch wenn der Vorgesetzte anfänglich den Zeitaufwand scheute (er wollte so gerne schnell produktiv sein), so hat dieses überlegte Zusammenwachsen unter neuer Leitung einen guten Teamgeist mit anhaltender Produktivität gebracht.
Gutes HRM ist mehr wie eine Dienstleistung – es ist eine Kunst. In diesem Sinne, eine gute Woche.
Herzlich, Diana
PS.
In dieser Firma sagt der damalige Geschäftsleiter zu mir als Personalerin: „Jetzt stellen wir mal einen jungen Chef ein und schauen, wie der sich hier in diesem schwierigen Team „metzget“ (Berndeutsch für bewähren). Gut gemacht hat er es…
PSS.Schau mal in meinen Youtube Video-Kanal:https://www.youtube.com/watch?v=B5MyL_ngsaU
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Als HRM-Mentorin, Fachhochschuldozentin, HR-Kolumnistin, HR-Prüfungsexpertin, Buchautorin, HR-Podcasterin, Leiterin der HRM-Online-Akademie switzerland und Vortragsrednerin, gebe ich Dir mein Wissen und Erfahrungen in knackigem Tempo ab.
Die Positionierung von Personalverantwortliche (HR-Personen) ist mein Spezialgebiet.
Sie sind es, die die Arbeitswelt mitbewegen.
Immer noch liegt zu wenig Glitzer auf dem Boden der Arbeitswelt.
Ausserhalb dieses Blogs schreibe ich regelmässig für diverse Management-/Karriere-Magazine/Fachbücher/HRM-Podcast und leiste damit (m)einen dominosteinartigen Beitrag für eine bessere Arbeitswelt.
Mein Herz gehört dem Mittelstand (KMU).
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